4. Advent 19.12.2021

Lese-Gottesdienst am 4. Advent 19. Dez. 2021

(Text: Pfr. Koring. Musik-Einspielung: Susanne Weingart-Fink)

GOTT sei mit dir: als Quelle der Liebe; als Gnade, die Mensch wird; als Kraft, die Leben schafft.

Wie leicht verhagelt es uns die gute Laune, die guten Vorsätze, die Gelassenheit – doch nichts kann uns aus der Hand Gottes reißen. Darum „freut euch in allen Lebenslagen; freut euch, der Herr ist nah.

+107 An dunklen kalten Tagen beschleicht uns banges Fragen: Was wird wohl morgen sein?
Gott kommt und schafft die Wende, macht Angst und Frucht ein Ende und lässt uns Menschen nicht allein.

Ein Kind wird uns gegeben als Hoffnung für das Leben. In ihm bricht Zukunft an.
Gott kommt, für uns geboren, er gibt uns nicht verloren. Was Gott tut, das ist wohlgetan.

+909.2 Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet, dass er Frieden zusagt seinem Volk.
dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen
dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue,
dass der Herr uns Gutes tue und unser Land seine Frucht gebe, (aus Psalm 85)

Komm zu uns, lass uns erneut dein Ja zu uns hören, so dass wir zu uns selber ja sagen können,
dass wir zu einander ja sagen und denen mit Achtung begegnen, mit denen wir nicht zurechtkommen.

Lesung: …Der Engel Gabriel kündigt die Geburt des Retters an Luk 1, 26-38

NL    

37 Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen, wenn Friede und Freude und Gerechtigkeit
die Kreatur erlöst. / Dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.

Es kommt die Zeit, da wird der Erdkreis neu ergrünen mit Wasser, Luft, Feuer, wenn des Menschen Geist
des Schöpfers Plan bewahrt. / Dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.

Gott kommt. Er macht unser Leben hell. Aber wie geht das zu, dass Gott in unser Leben eintritt? Wie gewinnt Gott unsere Herzen für sich, um darin zu wohnen? Gott kommt in seinem Wort. Darin erfahren wir sowohl einen Zuspruch als auch einen Anspruch. Mit beiden greift Gott tief in unser Leben ein. Er stellt uns vor eine Entscheidung, er schenkt uns Trost und Mut, er steckt uns ein Ziel, manchmal gibt er uns einen Auftrag.

Lukas erzählt uns von einer tiefgründigen Begegnung. Unerwartet tritt ein Bote Gottes an eine junge Frau mit Namen Maria heran. Seine Botschaft lautet: "Du wirst einen Sohn gebären; der wird Sohn des Höchsten ge­nannt werden, seine Herrschaft wird kein Ende haben." Der Engel, der die Geburt eines Kindes ankündigt, tritt in biblischen Erzählungen immer dann auf, wenn Gott gegen die Resignation der Menschen angeht und neue Hoffnung weckt. In den Worten des Engels erfahren wir etwas über die besondere Stellung, die dieses Kind einnehmen wird - vorausgesetzt, dass wir uns von dem göttlichen Boten dafür die Augen öffnen lassen.

Die Botschaft bedarf einer Erklärung - nicht etwa einer biologischen, wie Maria ohne Zeugung schwanger werden solle. Dergleichen behauptet der Engel gar nicht. Vielmehr erneuert und bekräftigt er eine fast schon begrabene Hoffnung: Gott kommt, um uns zu retten. Er wird Wohnung nehmen in unserem Glauben. Er will uns neues Leben schenken. Wir tun gut daran, auf das Schlüsselwort des Engels zu achten: „Die Kraft des Höchsten wird dich überschatten." Was heißt überschatten? Lukas übernimmt dieses Wort aus der Sprache der Psalmen: "Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und im Schatten des Allmächtigen wandelt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg. Wenn Gott einen Menschen überschattet, dann hüllt er ihn in seine Güte, dann weckt er Freude und Zuversicht. Dann erfährt ein Mensch, dass Gott an ihm und durch ihn handelt.

In späterer Zeit wollte man die göttliche Abstammung Jesu hervorheben und hat das "überschatten" als Hinweis auf die göttliche Zeugung durch den Heiligen Geist verstanden. Die Ruah Gottes ist weder Mann noch Frau.
Der religiösen Welt der Antike war die Ver­bindung zwischen Göttern und Menschenfrauen vertraut. Das aber ist nicht im Sinne der Bibel.

Was Lukas mit diesem Schlüsselwort deutlich macht, ist etwas anderes: Um Gott im Menschen zu erkennen, braucht es durch Gottes Geistkraft geöffnete Augen. Nur wer Gott zur Wohnung wird, kann seinen Sohn erkennen und ihm folgen. Der Engel, der Maria begegnet, der unsichtbar und unhörbar zu ihr spricht, der ihr und uns das Geheimnis des Glaubens erklärt, will uns das Herz aufschließen für die heilvolle Nähe Gottes.

Gott kommt - aber seine Ankunft wird nicht von Salutschüssen begleitet. Wenn Gott kommt, geht das eher verhalten zu, ohne Pauken und Trompeten, ganz still in unseren Herzen. Wie das Mondlicht die nächtliche Landschaft verzaubert - so zart, so still kommt Gott zur Welt. In Menschengestalt begegnet er uns, immer in Menschengestalt und nie anders. Dieses Geheimnis braucht einen Boten: Gabriel, zu Deutsch: "Gott erweist sich stark an mir." Was er ankündigt, das setzt Gott selbst in die Tat um. Das einzige, was wir tun können und zu tun haben, damit Gott zu uns kommen kann, ist dies, dass wir Ja sagen, dass wir uns ihm öffnen.

Die Engel, die mir im Alltag begegnen, wissen von ihrem Engelsdienst zumeist nichts. Es sind Bekannte und Unbekannte, die mir weiterhelfen oder die mich herausfordern, dass ich ihnen behilflich bin:
manchmal ein Mitschüler oder ein Arbeitskollege, eine Krankenschwester, eine Hand, die plötzlich zufasst, damit ich nicht strauchle, jemand, der auf ein persönliches Anliegen eingeht, die Freundin, die fühlt, wie dreckig es mir geht, der aufmerksame Fußgänger, der das Kind ergreift, bevor es vom Auto erfasst wird. In diesem Sinne können wir alle Engel sein: Boten der Nächstenliebe.

Engel begegnen uns auch innerlich: in Gedanken, im Traum. Statt einer hilfreichen Tat vernehmen wir ein Wort, das uns vergewissert, das uns ermutigt oder die Richtung weist. Mit vertrauensvollem Herzen und guter Hoffnung können wir des Engels Botschaft auffassen.

Er richtet unseren Blick auf uns selbst und auf Gott. Er stellt uns vor Augen, wie wichtig wir für Gott sind und wie wichtig Gott für uns ist. Der Engel lässt uns erfahren, dass Gott uns nahe ist. Unsichtbar gegenwärtig in dir, will er dich deiner guten Hoffnung gewiss machen, so dass du dich deines Lebens freuen kannst.

Wenn eine wichtige Entscheidung ansteht, wenn du selber vor einer neuen Lebens-Einstellung stehst, wenn du in der Sackgasse unlösbarer Schwierigkeiten steckst und tun sollst, was dir unmöglich scheint: umkehren, dich öffnen, neu anfangen – dann kann dein Engel zu dir kommen und dir das Wort sagen, das dich ermächtigt und das dir die Zukunft aufschließt.

Der Engel kommt zwar ungerufen, aber er kennt deine Not und deine Sehnsucht. Er spricht die Sprache der Hoffnung. Genau das tut Gabriel: er erinnert an die große Hoffnung, die im Volk Israel lebendig war: an die Sehnsucht nach Gott:

Die Sehnsucht nach der Nähe zu Gott ist der Herzschlag des Glaubens.

In einem alten irischen Segen heißt es:
Gott möge bei dir auf deinem Kissen ruhen, dich schützend in seiner Hand halten.
Und Franz von Assisi betete:
In deinen Armen bin ich sicher. Wenn du mich hältst, habe ich nichts zu fürchten.

Von der Sehnsucht nach Sinn und Ziel, Geborgenheit und Freude sind jung und alt beseelt.
Gabriel, der Engel der Gotteskraft, bringt die Botschaft: Gott will in dir Mensch werden.
Wie in Jesus will er in jedem Menschen zur Welt kommen. Und der Mensch, der dann geboren wird, wird Tochter Gottes, Sohn Gottes heißen, denn in ihnen ist das Geheimnis spürbar, dass Gott und Mensch einander so nahe sind wie zwei Herzen, die einander vertrauen und lieben.

Mit Recht fragt Maria: Wie soll das zugehen?
Kann ein Mensch des Vertrauens, kann ein Mensch, der Gott und den Mitmenschen nahe ist, einfach biologisch gezeugt werden? Oder kann der Mensch des Friedens aus dem Verstand, aus frommer Willensanstrengung oder aus guten Taten erwachsen?

Der Engel entgegnet: „Nein, Gottes Kraft bringt diesen Menschen hervor.
Zart wie das Licht des Mondes wird der schöpferische Lebensatem über uns kommen.

Was wäre gewesen, wenn Maria dem Engel Nein gesagt hätte? Wenn sie aus der Begegnung mit dem Engel weggelaufen wäre in den Lärm des Alltags, in die Ausreden, die wir parat haben?
Was wäre aus der Chance geworden, dem neuen Menschen im eigenen Leben Raum zu geben?

Die Chance wäre verpasst. Für dieses Mal hätte der Prototyp des neuen Menschen, nicht geboren werden können.
Ob der Engel eine andere Maria gefunden hätte?

Gewiss ist, dass er sucht, überall in der Welt, um unter Schwarzen und Weißen, unter Jungen und Alten, unter Frauen und Männern die Maria zu finden, die heute seine Botschaft annimmt und sich der Gotteskraft öffnet und voll Vertrauen, mit guter Hoffnung und in zarter Vorfreude sagt: Ja, mir geschehe, wie du gesagt hast.

Gott selber soll kommen, er zögere nicht.
Mein Herz steht offen, er mache es licht. Amen

+105 Atme in uns, Heiliger Geist, brenne in uns, Heiliger Geist, wirke in uns, Heiliger Geist. Atem Gottes komm!

Komm du Geist, durchdringe uns, komm du Geist, kehr bei uns ein. Komm ..., belebe uns, wir ersehnen dich.

Komm du Geist, der Heiligkeit, komm du Geist der Wahrheit. Komm du Geist der Liebe, wir ersehnen dich.

Komm du Geist, mach du uns eins. komm ... erfülle uns. Komm ... und schaff uns neu, wir ersehnen dich.

Gott, du hüllst uns ein in dein Erbarmen – und willst zugleich in jedem von uns wohnen.
Du willst in uns geboren werden – und zugleich von innen heraus neu erschaffen.

Komm und heile, was verkümmert, verletzt oder zerbrochen ist, und lass uns dir dabei zur Hand gehen..
Bewahre uns davor, uns dir mit einem ängstlichen Nein zu entziehen, andere abzulehnen, statt ihnen zu helfen.

Hilf uns, aber mutig nein zu sagen zu Diskriminierung und Hass und dem alltäglichen Egoismus.
Hilf uns, ja zu sagen zu den Menschen, die unseren Beistand brauchen; und zu denen, die uns Mühe bereiten.
Hilf uns, unerschrocken ja zu sagen, wo Veränderung nötig ist: im Lebensstil, in der Arbeitswelt und Politik.

Wir gedenken derer, die durch Krankheit, Unfall oder Gewaltrausch aus dem Leben gerissen wurden.
Heilige Geistkraft, führe uns im Vertrauen zu Gott und in der Liebe zu den Menschen. Vater unser

11 Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir? Du aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.

Ich lag in schweren Banden, du kommst und machst mich los. Ich stand in Spott und Schanden, du kommst und
machst mich groß und hebst mich hoch zu Ehren und schenkst mir großes Gut, das sich nicht lässt verzehren,
wie irdisch Reichtum tut.

Das schreib dir in dein Herze, du hochbetrübtes Heer, bei denen Gram und Schmerze sich häuft je mehr
und mehr; seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür; der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier.

Segen: GOTT segne dich und behüte dich;
GOTT lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
GOTT schaue liebend zu dir hin und gebe dir Frieden. Amen

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