1. Advent 29.11.2020

Verbunden durch Liebe und Internet/ 1.Advent 29.11. 2020,
Pfr. Anette Prinz, Musikstücke: Susanne Weingart-Fink

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit dir.

1.Advent. Ein neues Kirchenjahr beginnt. Die Tür geht auf. Wir erwarten den Sohn Gottes. Im Wochenspruch heißt es aus dem Prophetenbuch Sachaja:
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer (Sach 9,9)

EG 17
Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet die erste Kerze brennt. Wir sagen euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn den Weg bereit. Freut euch ihr Christen. Freuet euch sehr. Schon ist nahe der Herr.

Psalm 24
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!
Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!
Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre.

Gebet: Barmherziger Gott, ich möchte mich öffnen für dein Kommen. Ich sehne mich nach deiner Nähe und hoffe, dass du unsere Erde verwandelst in einen Ort der Gerechtigkeit und des Erbarmens. Ich bitte dich, komm. Öffne bei mir Tor und Tür für die Fülle deiner Liebe und halte in mir die Erwartung wach, dass mit dem Kommen deines Sohnes Himmel und Erde erneuert werden.

EG 1
1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller
Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben
jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott,mein Schöpfer reich von Rat.

Andachtsgedanken:
Er war so berühmt, dass sogar der Name seines Pferdes in die Geschichte eingegangen ist:
Bucephalos hieß das Pferd, auf dessen Rücken der mächtigste Mann seiner Zeit: Alexander der Große, die Welt im Sturm eroberte! Von Griechenland bis zum Hindukusch – und wäre es nach ihm gegangen, auch noch weiter. Volk um Volk besiegte er, Nation um Nation unterwarf er mit seiner berittenen Armee.
Zu eben jener Zeit, als Alexanders Siegeszug auf dem Rücken des Pferdes die Welt in Atem hielt, wirkte in Israel der Prophet Sacharja. Mag sein, er spürte die um sich greifende Angst, die Angst vor der fremden Macht. Mag sein, seine Aufgabe war es, zu trösten und zu ermutigen.
Er hält den Namen Gottes gegen die Mächte der Welt. Gott wird der sein, der unterwirft und siegt. Ein kriegsbereiter Gott, wie es scheint. Bereit, sein Volk gegen alle Mächte der Welt zu verteidigen, bereit, mit den gleichen Waffen zurückzuschlagen.
Aber kann denn Krieg, selbst wenn Gott ihn anführt zum Frieden führen? Bedeutet es denn Frieden, wenn ein Krieg gewonnen ist? Was wäre das für ein Frieden, der mit Waffengewalt errungen wird? Mit Pferden lassen sich Kriege gewinnen. Aber wie gewinnt man den Frieden?

Für einen Moment hört man mitten im Kriegsgeschrei aus dem Munde des Propheten andere Töne. Kurz nur, bevor die Pfeile wieder fliegen und die Kriegsstürme brausen. Es sind Worte,
die ganz anders klingen, Worte, die vielleicht gerade deshalb nie vergessen wurden:

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Denn er will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde. (Sacharja 9,9-10)


2. Er ist gerecht, ein Helfer wert; Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit; all unsre Not zum End er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden
singt:Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von Tat.

Ein König der ohne Rüstung, Schild und Schwert kommt, ist kein „Herr der Heerscharen“. Er wird keine Armee in den Krieg führen. Vielmehr wird er zu einem Gegenbild:
Ein Unbewaffneter auf einem Esel stellt sich den Rossen, Wagen und Kriegsbögen entgegen.

Nicht vorzustellen, diese Vision damals im 4. vorchristlichen Jahrhundert., oder? Und doch eine Vision, die sich eingeprägt hat, ein Bild, das greifbar war, Jahrhunderte später noch:
Der Frieden kommt auf einem Esel.

Mit Eseln waren sie vertraut, die Menschen in den Dörfern zurzeit Jesu. Auch die Bedrohung und Bevormundung durch eine Fremdherrschaft war ihnen geblieben. Nun waren es die Römer.
Die Worte des Propheten waren nicht vergessen, als 400 Jahre nach Sacharja ein junger Wanderprediger nach Jerusalem hinaufkam, wenige Tage vor dem Passahfest. Keine Armee begleitete ihn. Nur ein Dutzend Leute, die schon länger mit ihm durch die Lande zogen. Dann aber auch alle die, die von ihm gehört hatten.
Auch wir haben von ihm gehört: Jesus, der nach Jerusalem kommt und seine Jünger beauftragt, einen Esel zu holen – einen schlichten Esel, nichts anderes.

Und so bekommt das Bild aus fernen Tagen mit einem Mal Gestalt: In Jesus, sehen die Menschen am Straßenrand „den, der da kommt im Namen des Herrn“ und rufen ihm ihr Hosianna zu: Hilf doch! Eine schillernde Bitte. Denn der, der da kommt, ist arm. Er kommt auf einem Esel, mit dem man keine Schlacht gewinnen kann, aber den Frieden?

Der Friedenskönig auf dem Esel gibt ein Bild ab, das sich in die Herzen senkt und in die Hinterköpfe. Es lässt eine Hoffnung aufkeimen, die nicht von dieser Welt ist. Im Gegenteil: schräg und vermessen stellt dieses Bild alles auf den Kopf stellt.

Die biblische Vorstellung vom ersehnten Retter zwingt beharrlich zum Umdenken:
Die Kriegsbögen sollen zerbrochen werden, aber nicht mit Gewalt. Befreiung soll kommen, aber nicht im Kampf, sondern durch das Wort von der Liebe Gottes, das gehört wird und von der Tat, die diese Liebe weitergibt von Mensch zu Mensch.

Noch heute versuchen die „Alexanders“ der Welt, Länder und Macht zu erbeuten und in ihren Besitz zu nehmen. Nur, dass statt Pferd und Schwert jetzt Panzer, Bomben und Raketen die Städte verwüsten. So viele müssen fliehen, weil sie alles verloren haben, andere, weil ihr Boden nichts mehr hergibt zum Leben. Und sie stranden an den Grenzen Europas.
Wer wagt es gegen diesen Kriegswahnsinn das Bild des Friedenskönigs beharrlich wach und hoch zu halten und daran zu erinnern, dass der Frieden nicht mit Krieg zu gewinnen ist? Und wenn man ihn einen Esel schilt.
De brasilianische Bischof Dom Helder Camara hat einmal humorvoll formuliert: „Wenn der Herr kommen soll, braucht er Esel, auf denen er in die Welt reiten kann“. Und dann hat er gebetet:
„Herr, lass mich dein Esel sein!“

Ob das eine gute Adventsübung für uns sein könnte: Gott immer wieder darum zu bitten, dass das Bild vom Friedenskönig auf dem Esel in uns lebendig wird und sich Raum schafft: Raum in uns und Raum durch uns – für unser Leben, für unser Miteinander und für eine Welt, in der die Grenzen sich wieder öffnen, in der eine Krise das Miteinander fördert und nicht das Gegeneinander schürt?
Mein Adventswunsch: Möge es uns gelingen, den Friedenskönig als Wandergenossen willkommen zu heißen – und seinen Esel auch! Denn mit Pferden lassen sich vielleicht Kriege gewinnen, aber mit ihm gewinnen wir den Frieden.

3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insge-
mein, da dieser König ziehet ein. Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und
Wonn. Gelobet sei mein Gott ,mein Tröster früh und spat.

Gebet: Wartende sind wir, Tag um Tag. Es wartet ein jeder, worauf er mag: auf Freude, auf Frieden, auf Geld. Doch wer auf dich, den Heiland der Welt? Suchende sind wir, in Dunkel und Licht Es suchet ein jeder, was im gebricht: die Schönheit, die Liebe die, Macht. Doch wer hat an dich, Christus gedacht? Wecke das Sehnen nach deinen Zeichen, lass deine liebe die Welt erreichen, jetzt im Advent. Öffne die Herzen von Sündern und Frommen, erfülle den Erdkreis mit deinem Kommen, jetzt im Advent. (Hermann Stern) Vater unser

5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.

Segen GOTT segne dich und behüte dich. GOTT lasse sein Angesicht leuchten über
und sei dir gnädig. GOTT schaue liebend zu dir hin und gebe dir Frieden.

 

 

 

 

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