1. Advent 28.11.2021

Verbunden durch Liebe und Internet/ 1. Advent 28.11.2021,

Pfr. Anette Prinz,

Musikstücke: Susanne Weingart-Fink, Kurrende Maulbronn-Leitung: E.Budday

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit dir.

Der 1.Advent läutet ein neues Kirchenjahr ein. Und: Die Wartezeit auf den, der uns zur Erlösung kommt. Diese Hoffnung auf Erlösung war uns selten so nah wie in diesem Jahr, in dem wir alle so Coronamüde sind. Der Wochenspruch verheißt: Siehe dein König komm zu dir. Ein Gerechter und ein Helfer. (Sach 9,9)

EG 1 1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
2. Er ist gerecht, ein Helfer wert; Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron ist Heiligkeit, sein Zepter ist Barmherzigkeit; all unsre Not zum End er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von Tat.

Psalm 24
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!

Gebet Gott, du Barmherziger; ich möchte mich öffnen für dein Kommen. Ich hoffe, dass du unsere Erde verwandelst in einen Ort der Gerechtigkeit und des Erbarmens. Heiland, ich sehne mich nach dir, weil ich mich sehne nach Heilung. Das letzte Jahr hat an mir gezerrt, hat mich müde gemacht, ausgebrannt. Komm Friedenkönig in mein Leben. Weise mich ein in die Regeln deines Schaloms. Vollende du, wozu meine Kraft nicht reicht. Halte meine Hoffnung lebendig auf dich und dein Reich.

EG 7
1 O Heiland, reiß die Himmel auf,herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab wo Schloss und Riegel für.
2. O Gott, ein’ Tau vom Himmel gieß,im Tau herab, o Heiland, fließ. Ihr Wolken, brecht und regnet aus den König über Jakobs Haus.
4. Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.

Bildbetrachtung: Advent ist die Sehnsucht nach Gerechtigkeit 

Eine halboffene Tür. Auf diesem Bild siehst du die Sehnsucht; die Sehnsucht die der Advent in sich trägt.  
 Um das zu sehen, braucht es nicht viel. Wo du als Betrachter*in bist, ist es eher dunkel. Doch du schaust durch die halboffene Tür. Und schaust Licht. Schaust goldenes Licht. Das Licht ist wie Gold. Dieser Blick ins Gold ist wie eine Verheißung. Es ist, als rufe der goldene Raum dir zu: Komm. Komm doch herein, tritt durch die Tür ins Licht. Wie mag es erst sein, wenn wir drinstehen im Glanz?
Advent ist ein Versprechen. Es wird Licht sein. Es wird Glanz sein.

„Es kommt die Zeit“, spricht der HERR. so beginnt das Versprechen. Der Prophet Jeremia hat diese Worte gesprochen - gute 500 Jahre vor Jesus. Jeremia gehört zu den Propheten, von denen wir verhältnismäßig viel wissen, weil er lange tätig war im Volk Israel. Er hat, könnte man sagen, alles gesehen und vorausgesehen. Er ahnte, dass die Ungerechtigkeiten im Volk nicht gut ausgehen werden; er fühlte, dass Politik mehr sein muss, als die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen; er spürte, dass man nicht nur dann an Gott glauben und ihm dienen kann, wenn es einem gerade mal passt.

Aber Jeremia sah und erkannte nicht nur den richtenden, sondern auch den heilenden Gott, der in schwieriger und heilloser Zeit neue Anfänge setzt; der ungerecht Herrschende durch einen recht Regierenden ersetzen wird:

Bibeltext: Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der HERR unsere Gerechtigkeit« (Jeremia 23,5f)

 

In diesen Worten hörst du die Sehnsucht; die Sehnsucht vieler Menschen und die Sehnsucht eines ganzen Volkes:
„Der HERR ist unsere Gerechtigkeit“. Wir dürfen eine Zukunft haben. Gott sorgt für uns, er kümmert sich, er sieht nach dem Rechten; Wie immer dieses Sorgen auch sein mag – vor allem geht es gerecht zu in Zukunft .
Es ist, als sei -wie auf dem Bild-eine Tür halb offen und verspreche das Licht der Gerechtigkeit.
Wer auf Gott hofft, sehnt sich nach Gerechtigkeit.

So vieles im Leben empfinden Menschen als nicht gerecht – im eigenen Leben oder im Leben derer, die uns am Herzen liegen. Ich sag dir, wer mir im Moment vor Augen ist: Der Schlaganfallpatient, der ob der Überlastung des Gesundheitswesens noch keine ausreichende Therapie bekommt. Die Pflegekräfte auf den Krankenstationen, denen die Kraft ausgeht. Die Menschen, die in der neuen Coronawelle erneut um ihre Existenzen bangen. Die frierenden und hungernden Flüchtlinge an den Grenzzäunen Europas. Der Mann aus der Nachbarschaft, der von einer Minimalrente lebt und darum bangt und hofft, dass er nach dem Tod seiner Frau noch die Wohnung bezahlen kann.

So viele leben in diesen Tagen wie im Dunkeln und hoffen auf die eine offene Tür, durch die Licht fällt.
Vielleicht gehören wir in dieser angespannten Zeit alle dazu.

Jeremias Versprechen ist wie der Lichtstrahl in diesem Dunkel: „Der HERR ist unsere Gerechtigkeit.“ Für uns Christen ist die Ansage Jeremias, dass Gott einen gerechten Spross aus dem Hause Davids erwecken wird, fest mit Jesus verbunden. Der, erzählen die Evangelien, ritt in Jerusalem ein; nicht hoch zu Ross, sondern auf einem Esel. In ihm erkannten viele den „Sohn Davids“, der sie aus ihren Dunkelheiten befreien, erlösen wird. Jesus hat diese Erlösung in der Liebe gesehen.
Die Gerechtigkeit, die Jesus uns vorgelebt hat, ist eng mit Liebe verbunden: Der Mensch soll uns Menschen am Herzen liegen. Nicht nur der nahe Freund, auch der geschundene Mensch überhaupt.

„Der HERR ist unsere Gerechtigkeit.“ Diese Verheißung strahlt in die Dunkelheit. An sie darfst du dich anlehnen. Aus ihr darfst du Kraft schöpfen für dein eigenes Tun. Denn Gottes Gerechtigkeit verbreitet dort ihr Licht, wo du selbst anfängst liebevoll gerecht zu sein, gerecht in deinem Denken, in deinem Sprechen und in deinem Handeln.
Du wirst es nicht immer schaffen, aber du magst dich bemühen. Du lebst in und unter dem Versprechen, dass Gott deine Gerechtigkeit ist. Darum wird er dein Herz und deine Hände führen, wenn du sie zur Gerechtigkeit ausstreckst. Lass uns also so freundlich und so aufrichtig wie möglich übereinander sprechen. Lass uns achtsam miteinander sein und uns umeinander kümmern und nicht nur um uns selbst.

Noch einmal der Blick durch die halb geöffnete Tür. Möchtest du nicht noch den einen Schritt gehen und dich ins Gold hineinstellen? Tu es. Geh den Schritt. Es ist immer der Schritt auf den anderen zu.

Ermahne dich selbst freundlichst, dass du ein wenig Gerechtigkeit zu denen bringen kannst, die im Dunkeln leben. Dann geht dir selber das Herz auf. Es wird sein, als strahle es in Gold.
Es werden die satt, verspricht Jesus, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit (Mt.5,6).

Ja, geh einen Schritt ins Gold – durch die offene Tür. Dort wirst die Gerechtigkeit für dich empfangen,
die du an anderen tun. Im Segen lebt, wer andere segnet.

EG 658
Kehrvers: Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn. Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme.
1. Dein Reich in Klarheit und Frieden, Leben in Wahrheit und Recht. Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme.
2. Dein Reich des Lichts und der Liebe lebt und geschieht unter uns. Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme.
4. Sehn wir in uns einen Anfang, endlos vollende dein Reich. Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme.

Gebet
Lebendiger Gott, jetzt zähle ich wieder die Tage. Du willst auf die Welt kommen. Als Mensch. Das ist deine Tür zur Erde. Du willst die Mauern der Trennung und des Streits öffnen. Du bist die Tür zum Frieden. Ich will mich selbst öffnen für dich und für die Menschen, damit deine Liebe sichtbar wird. Du bist die Tür zum Leben. Vater unser

EG 555

1. Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit, durchbricht die Nacht und erhellt die Zeit. Licht der Liebe, Lebenslicht. Gottes Geist verlässt uns nicht. Licht der Liebe, Lebenslicht, Gottes Geist verlässt uns nicht.
2. Ein Licht weist den Weg, der zur Hoffnung führt, erfüllt den Tag, dass es jeder spürt. Licht der Liebe …
3. Ein Licht macht uns froh, wir sind nicht allein. An jedem Ort wird es bei uns sein. Licht der Liebe …

Segen GOTT segne dich und behüte dich. GOTT lasse sein Angesicht leuchten über
 und sei dir gnädig. GOTT schaue liebend zu dir hin und gebe dir Friede

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 1. Advent. Ihre Pfarrerin

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